57° INTERNATIONALER KLAVIERWETTBEWERB
4° KLAVIERFESTIVAL
“FERRUCCIO BUSONI”
Brendel und Armstrong, zwei Generationen im Vergleich, eröffnen das IV Internationale Klavierfestival „Ferruccio Busoni“
Alfred Brendel (Jahrgang 1931) und Kit Armstrong (Jahrgang 1992) sind die Protagonisten der zwei Eröffnungsabende des IV. Klavierfestival Ferruccio Busoni. Die beiden Konzerte finden am 25. und 26. August jeweils um 20.30 Uhr im Auditorium, beziehungsweise im Konservatorium C. Monteverdi in Bozen statt. Es ist eine einmalige Möglichkeit, zwei große Recitals zu hören, die den Maestro und den Schüler einander näher bringen. Es ist eine Erfahrung von Vergleich und Austausch, fast ein symbolischer Übergang des Erbes zwischen zwei Künstlerpersönlichkeiten von höchstem Niveau.
Brendel gilt als einer der größten Pianisten des 20. Jahrhunderts, und das Konzert im Auditorium von Bozen wird eine der letzten Möglichkeiten sein, diesen außergewöhnlichen Künstler live zu hören, da er für dieses Jahr seinen endgültigen Rückzug von der Bühne bekannt gegeben hat. Zum Abschluss seiner Karriere kehrt Brendel noch einmal in jene Stadt zurück, die sein Sprungbrett war: Er hat nämlich 1949 bei der ersten Auflage des Busoni-Wettbewerbes den vierten Platz belegt. Das war die erste von zahlreichen internationalen Anerkennungen, die er während seiner langen beruflichen und künstlerischen Laufbahn erhalten hat. Aber bevor sich der österreichische Pianist, Schriftsteller und Poet verabschiedet, präsentiert er am 26. August im Konservatorium seinen frühreifen und großartigen amerikanischen Schüler Kit Armstrong. Als 16-Jähriger wurde dieser bereits zum Genie am Klavier erklärt; er hob sich auch durch ein großes Talent für Naturwissenschaften und Mathematik hervor, wofür er Anerkennungen der Princeton University und des Massachusetts Institute of Technology erhielt; mit seinen Kompositionen gewann er bereits im fünften Jahr in Folge den Morton Gould Young Composer Award. Und gerade in dieser doppelten Gestalt, als Pianist und Komponist, führt Armstrong in Bozen seine Komposition Reflections auf.
Am Abend des 26. wird es auch möglich sein, neben Armstrong ein weiteres Phänomen an der Tastatur zu bewundern, Vitaly Pisarenko. Der mehrfach ausgezeichnete ukrainische Interpret hat u. a. auch den ersten Preis beim Liszt-Wettbewerb in Weimar (2006) und beim internationalen Klavierwettbewerb Franz Liszt in Utrecht (2008) gewonnen.
Im Südtiroler Recital am 25. August stellt der Pianist ein fesselndes Programm vor: er durchblättert die deutsch-österreichischen Seiten der Klavierkunst, vom Vater der Klassik Haydn über Mozart und Beethoven bis Schubert. Die Variationen in f-moll Hob. XVII.6 waren von Franz Joseph Haydn 1793, zwischen seinen beiden London-Aufenthalten, in Wien komponiert worden. Sie sind der Pianistin Barbara (Babette) Ployer, einer Schülerin Mozarts, gewidmet. Diese Variationen trugen verschiedene Titel, so hießen sie im Autograph „Sonata“, in der ersten Abschrift desselben Jahres hingegen „Ein kleines Divertimento“ und im Erstdruck „Variationen“. Das Werk folgt dem Prinzip der Doppelvariation mit einer ausgedehnten Coda von tragischem Duktus, um dann in ein Pianissimo zu enden. Die Variationen zeugen von einer pianistischen Handschrift mit einem charakteristischen Hang zu langen Trillern und Tonketten.
Die Sonate in F-Dur KV 533/KV 494 von Wolfgang Amadeus Mozart ist aus Sätzen zusammengestellt, die zu verschiedenen Zeiten komponiert wurden: so stammen das Allegro und das Andante am Beginn aus dem Jahr 1788, das Rondo ist dagegen von 1786. Die ersten beiden sind charakterisiert durch einen besonderen kontrapunktischen Einfall, Wesenszug in fast allen Kompositionen des Salzburger Genies nach 1782. In genau diesem Jahr lernte Mozart nämlich die Werke von J. S. Bach kennen, darunter Die Kunst der Fuge und Das Wohltemperierte Klavier, von denen er zutiefst inspiriert wurde. Das eröffnende Allegro ist von kontrapunktischen Spielen zwischen den Stimmen durchzogen, welche die Struktur der Sonatenform weiter und komplexer erscheinen lassen. Dieselbe kontrapunktische Komplexität findet man im folgenden Andante, mit einer ausgeprägten Suche nach Harmonie und einer Häufung von Dissonanzen, welche für die Epoche ungewöhnlich waren. Die Notwendigkeit, die Sonate schnellstmöglich zu veröffentlichen, drängte Mozart dazu, das Rondo KV 494 anzufügen, das, im Vergleich zu den vorhergehenden Sätzen, einen lineareren Charakter zeigt und an das er eine abschließende Coda anfügte.
Die Sonate Nr. 13, in Es-Dur, Op. 27 Nr. 1 von Ludwig van Beethoven wurde zwischen 1800 und 1801 komponiert, als der Komponist bereits von der Taubheit bedroht war. Sie trägt, wie auch die bekanntere Nr. 2, den Zusatz „Quasi una fantasia“, um die originelle Konnotation und die Vorwegnahme der vorromantischen Idee zu unterstreichen. Am Beginn des Op. 27 Nr. 1 steht ein Andante, dem vier Sätze folgen, die bis zum Finale Presto ohne Unterbrechung vereint sind. Das Werk ist reich an melodischen und rhythmischen Ideen und weist eine sehr unterschiedliche Phrasierung auf.
Mit der Sonate Nr. 23 in B-Dur, D 960, die Franz Schubert 1828 zwei Monate vor seinem Tod vollendete, vollzieht sich die grundlegende Veränderung dieser großen kompositorischen Form weiter. Schubert verlässt tatsächlich die Dialektik seiner Vorgänger, er verfolgt die fortschreitende Expansion und weite Verzweigungen, um mit einer permanenten Veränderung der Harmonie wie auch Melodie, wiederholend zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Die Expressivität, die Raffinesse und die Schönheit seiner elegischen Melodien machen aus diesem Werk ein Meisterwerk.
Am 26. August interpretieren Kit Armstrong und Vitaly Pisarenko virtuose Meisterwerke vom 17. bis zum 20. Jahrhundert.
Es eröffnet Armstrong mit den Inventionen, die von Johann Sebastian Bach in Cöthen komponiert und 1723 publiziert wurden. Die Inventionen entstanden aus einem didaktischen Zweck und dienten dem Komponisten aus Eisenach, um zu lernen, zwei und drei vorgeschriebene Stimmen auf dem Cembalo zu spielen. In diesen 30 Stücken verwendet Bach alle typischen Methoden seiner Schreibkunst, wie die Fuge und den Kanon. Jedes Stück hat eine eigene Charakteristik, die vom Tanz zu einem mehr introspektiven Charakter schweift.
Die Sonate D-Dur, KV 576, welche 1789 in Wien verfasst wurde, ist Teil der letzten Schöpfung Mozarts.
Der kontrapunktische Stil und die harmonischen Lösungen führen zu einer überraschenden pianistischen Seite. Der erste und der dritte Satz zeugen von einer geschickten Verwendung der Kontrapunktik, während das zentrale Adagio von einer zarten Ausgeglichenheit ist.
Die Sonate A-Dur, D 664 wurde 1819 von Franz Schubert komponiert und ist einer 18-Jährigen gewidmet, die das Klavier –laut Schubert- liebenswürdig spielte; deshalb ist sie von mäßigem Schwierigkeitsgrad. Die frische melodische Ader und die Einfachheit der Form, nähern sie dem Forellenquintett an.
Armstrongs Recital schließt mit der Ballade n. 4 von Fryderyk Chopin. Komponiert im Jahre 1842 ist diese Sonate ein Meisterwerk an Inspiration, Eloquenz, Originalität und harmonischem Reichtum, Besonderheiten, die eine Neuorientierung des polnischen Komponisten zeigen, der laut Cortot, Vorläufer des Impressionismus war.
Mit dem Recital von Pisarenko folgt der zweite Teil des Konzertes, eine Hommage an Franz Liszt.
Dem berühmten und faszinierenden Valse impromptu S.213 folgen die Années de pèlerinage, v. a. Vallée d’Obermann, S.160/6 und das Petrarca Sonett, S.161/5. Die Partitur der Vallée d’Obermann, die Teil der ersten Années de pèlerinage sind, welche der Schweiz gewidmet sind, zeigt ein Vorwort, das ein Zitat aus dem autobiografischen Roman von Sénancour Obermann wiedergibt. Es ist das Portrait eines Mannes, der Rousseau und den Werther von Goethe heraufbeschwört. Diese Komposition mit ihrer intensiven Gefühlsbetonung offenbart eine kühne Ader für die dissonanten Harmonien und die unerwarteten Modulationen. Beim Petrarca Sonett, S.161/5, welches zu den II Années de pèlerinage gehört, die Italien gewidmet sind, wechseln sich Momente voller Enthusiasmus mit solchen der Erschöpfung ab.
Das Valse de l’opéra Faust beschließt das Recital von Pisarenko. Es wurde 1861 geschrieben, ist Baron Alexis Michels gewidmet und ist Teil der erfolgreichsten Paraphrasen: es ist eine hervorragende Komposition, welche die Atmosphäre des angesehenen Werkes wunderbar beschreibt und gleichzeitig eine Originalzusammenfassung gibt.
Programm:
25.08. 20.30 Uhr
Auditorium
Alfred Brendel
Klavier
Franz Joseph Haydn: Variationen f-moll
Wolfgang Amadeus Mozart: Sonate KV 533/KV 494
Ludwig van Beethoven: Sonate op. 27 N. 1
Franz Schubert: Sonate D 960
26.08, 20.30 Uhr
Konservatorium C. Monteverdi
Kit Armstrong
Klavier
vorgestellt von ALFRED BRENDEL
Johann Sebastian Bach: Inventionen
Wolfgang Amadeus Mozart: Sonate KV 576
Kit Armstrong: Reflections
Franz Schubert: Sonate D 664
Fryderyk Chopin: Ballade N. 4
Vitaly Pisarenko
Klavier
1. Preis des internationalen Klavierwettbewerbs Franz Liszt, Utrecht
Franz Liszt:
Valse improptu, S.213
Vallée d’Obermann, S.160/6
Petrarca-Sonett, S.161/5
Valse de l’opéra Faust de Charles Gounod, S407
Alfred Brendel
Er studierte Klavier, Komposition und Orchesterleitung in Zagreb und Graz und perfektionierte sich bei Edwin Fischer, Paul Baumgartner und Edward Steuermann. Seine internationale Karriere begann 1949 mit dem vierten Platz beim Busoni-Wettbewerb. Von da an spielte er in den wichtigsten Musikzentren und bei Festivals auf der ganzen Welt. Er nahm als erster das gesamte Klavierwerk Beethovens auf und trug auf entscheidende Weise zur Aufnahme der Sonaten Schuberts und des Klavierkonzertes von Schönberg in das Konzertrepertoire bei. Seine Leidenschaft gehört neben der Musik auch der Literatur; er veröffentlichte zwei Bücher. Brendel ist ein Künstler, der sehr viele und auch prämierte Schallplattenaufnahmen machte und er hat einen Exklusivvertrag mit Philips Classics. Brendel ist Ehrendoktor an mehreren Universitäten und erhielt zahlreiche Auszeichnungen für seinen künstlerischen Beitrag in der Musikwelt.
Kit Armstrong
Er wurde 1992 in den USA geboren und ist Pianist und Komponist. Er begann seine Studien im Alter von fünf Jahren und mit sieben Jahren wurde er der jüngste Student in der Geschichte der Chapman University in Kalifornien und besuchte sie zeitgleich mit dem Gymnasium. Zwei Jahre später erhielt er sein Diplom in Musik und Naturwissenschaften. Zurzeit besucht er die Royal Academy of Music und das Imperial College in London. Eine besondere Begabung für das Klavier aufweisend, debutierte er als achtjähriger mit Orchester und spielte bereits in der Carnegie Hall und für die Grammy Awards. Als Komponist gewann er das fünfte Jahr in Folge den Morton Gould Young Composer Award.
Vitaly Pisarenko
Er wurde 1987 in der Ukraine geboren und studiert seit 2005 am Konservatorium in Moskau bei Yuri Slesarev und am Konservatorium Codarts in Rotterdam bei Aquiles Delle Vigne. Pisarenko ist bereits, seit dem Alter von neun Jahren, Gewinner von zahlreichen Wettbewerben und trat in vielen europäischen Städten auf. Zu den internationalen Wettbewerben, die er gewann, gehören auch der erste Preis beim Liszt-Wettbewerb in Weimar (2006) und beim Franz Liszt-Wettbewerb in Utrecht (2008).
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